Eichenthal,
Verwaltung, Organisatorisches, Kriegs- und Nachkriegsjahre
- ab Ansiedlung 1894 - 1905 - hieß Eichenthal inoffiziell Silwaschel nach
dem rumänischen Nachbarsdorf Salbagel, oder Satu-Nou (Neudorf),
oder ungarisch Szilvashelytelep oder laut anderen deutschen Dörfern
auch "Klotzendorf" wegen der vielen Eichenklötze
- ab 1905 - 1908 stritten die Eichenthaler (bis Budapest) erfolglos um
einen passenden Namen für ihr Dorf:
- ab 10.10.1908 hieß Eichenthal amtlich "Gyulatelep" (nach dem Rechts-
anwalt Dr. Gyula Rosenthal), jedoch unerwünscht von den Dorfleuten
- nach dem 1.Weltkrieg bis heute wurde es zu "Salbagelu-Nou", also
"Neusilwaschel".
- durchgesetzt hat es sich bei der gesamten deutschen Bevölkerung
innerhalb und außerhalb Rumäniens als "EICHENTHAL"
- 1905 - 1925 wurde Eichenthal als eine Kleingemeinde von einem Dorf-
schulzen verwaltet, einem (ehrenamtlichen) Richter) und verwalterisch
und notariell angeschlossen an das nächstgelegene rumänische Dorf Sakul
- Fragen zu Grundbuch, Gericht, Militärdienst, Finanzen wurden in der
Kreisstadt Lugosch erledigt, später in Reschitz
- Benachrichtigungen "von oben" wurden von einem Kleinrichter als
Trommler durchs Dorf gebracht
- der Kleinrichter läutete täglich auch die beiden Glocken am Glockenstuhl
(um 6 Uhr morgens, mittags um 12 Uhr und abends zum Gebet), dann auch
zum Gottesdienst, bei Ankunft des Pfarrers, bei Todesfall, bei Prozessionen,
bei Unterrichtsbeginn, auch unregelmäßig bei Feueralarm und durchgehend
während einer Beerdigung
- es begann der Madyarisierungsdruck, der jedoch nicht so streng ausfiel
als in anderen Banater Ortschaften (der Rechtsanwalt war jüdischer
Herkunft, der Schullehrer mit einer Deutschen verheiratet); trotzdem
war die Amtssprache Ungarisch.
- nach dem 1.Weltkrieg - durch den Anschluss des Banats an Rumänien,
begannen die Eichenthaler nach ihrer nationalen (deutschen) Identität
zu suchen.
- 1923 verbrachten 25 Kinder aus Baden-Württemberg ihre Sommerferien
in Eichenthal
- in Eichenthal wurden deutsche Gruppierungen und deutsche Volks-
gruppen, deutsche Jugendgruppen, deutsche Mannschaften, deutsche
Kulturgruppen gegründet
- ab 1938 kam es mit anderen deutschen Ortschaften zu deutschen kulturellen,
sportlichen und politischen Begegnungen
- bis 23.08.1944 stand Eichenthal (wie ganz Rumänien) als Verbündeter
an Seite Deutschlands
- junge Eichenthaler wurden in der deutschen Armee ausgebildet, ältere
wechselten von der rumänischen zur deutschen Armee über
- 1941 - 1945 nahmen 92 Eichenthaler als Soldaten unter deutsch-rumäni-
schem Kommando am Krieg teil, 25 davon fielen
- 1945, nach dem 2. Weltkrieg:
- 57 Eichenthaler ab 17 Jahren wurden nach Russland zu Zwangsarbeiten
verschleppt
- 13 Eichenthaler starben in der Verbannung
- ganze Familien wurden inhaftiert
- Dorfleute wurden in rumänische Lager der Kriegsteilnehmer gesteckt
- es kam zu Plünderungen, Zwangsabgaben und Enteignungen
- Gründung von kommunistischen Bauernfronten
- Assimilationsversuche der Deutschen
- die Agrarreform 1945 - führte zur Enteignung von Besitz, Haus und
Feldern; Ausweg: Eintritt in die LPG "Ernst Thälmann" - bewirkte oft
die Rückgabe von Haus und Hof
- hohe Abgaben und Steuern - führten zu Zwangsverkauf von Ackerland
- Großbauern (sog. "chiaburen") - auch meine Eltern - wurden eingeschüchtert,
einige auch gefoltert, und zum Eintritt in die LPG gezwungen, was hohe
materielle und finanzielle Verluste nach sich zog.
- Trotzdem gab es gesetzliche Ent-Nationalisierungstendenzen auch in Eichenthal:
- deutsche Unterrichtssprache an allen Banater Schulen
- deutsche Lehrer
- deutschsprachige kulturelle Veranstaltungen (Chor, Blaskapelle,Tanzgruppen)
- deutscher katholischer Gottesdienst (mit Pfarrern aus Ebendorf)
- deutsche (schwäbische) Kirchweihfeste
(Die Daten entstammen aus eigenen Erinnerungen und auch übernommen und bearbeitet
aus dem Heimatbuch "Eichenthal. Heimat im Banat" von Anton Petri (1994)
heute, am 05.05.2012