Die nachfolgende Geschichte habe ich für Euch, liebe
Eichenthaler, geschrieben. Kennenlernen sollte sie aber
jeder Leser und Besucher dieser Seite, denn:
Diese uralte Eiche
ist das Wahrzeichen von Eichenthal
Liebe Gäste, liebe Landsleute,
diese Eiche ist das Wahrzeichen von Eichenthal.
Sie und alle ihre Tausenden von Artgenossinnen gaben einst
dem Dorf "EICHENTHAL" seinen wohlklingenden Namen
und boten den müden Siedlern aus Deutschland und aus
anderen Auswanderungsgebieten vor fast 120 Jahren
ein geschütztes Zuhause. Und das, beginnend mit dem Jahr 1894,
als sich die ersten deutschen Siedler in jenem recht schönen,
welligen Tal des Banats, an der kleinen Wuna, niederließen.
Dieses Zuhause galt es, zuerst heimisch und bewohnbar zu machen,
das Tal zu roden, die uralten und tief verwurzelten Eichenklötze
zu entfernen, Häuser darauf zu bauen und Familien zu gründen.
Leider hat dieses Zuhause für die Eichenthaler nur
knappe 90 Jahre, für andere noch weniger gewährt.
Für meine Familie waren es nur 66 Jahre, da meine Eltern
sich entschlossen hatten, zu unserem Wohle und gezwungen
durch widrige Umstände, dieses Zuhause schweren Herzens
rechtzeitig aufzugeben und in der Banater Berglandstadt
Reschitz ein neues Zuhause für uns zu finden.
Diese Eiche steht seit Jahrhunderten als einzige noch am
Wegesrand auf halbem Weg zwischen Sakul und Eichenthal;
sie ist ein Überbleibsel von dem mächtigen Eichenwald,
der einst dem Dorf seinen Namen gab.
Ein Blitzschlag hat ihren dicken Stamm in den späten 1950er
Jahren ausgehöhlt, aber nichtsdestotrotz steht sie auch heute
noch ungebrochen und grün am Wegesrand vor Eichenthal und
begrüßt standhaft alle, die Eichenthal besuchen oder verlassen.
Sie wurde sogar in der Hymne Eichenthals verewigt.
Unsere uralte Eiche am Wegesrand begrüßte in 2005
auch meinen Mann und mich, hier auf der Fahrt von
Sakul Richtung Eichenthal.
Weit hinter der Eiche breitet sich die Tuszkos (Tuschkosch)
aus. Das ist eine Fläche, die sich damals als Ackerland und
Weidefläche recht gut eignete. Viele Jahre lang wurde dort
Landwirtschaft betrieben, aber nach 1945, während der
sozialistischen Ära, war das Land nicht mehr ertragreich,
sondern eher Brachland.
Die 5 km lange Landstraße, die vom Dorf Sakul bis nach
Eichenthal und weiter nach Sgribescht (Zgribesti) führt,
ist schon seit ich sie kenne, immer staubig, voller
Unebenheiten und Schlaglöchern gewesen. Deshalb konnten
die Pferdewagen auch nur ganz langsam darauf dahinzuckeln.
Die Straße wurde von den Dorfbewohnern zwar regelmäßig
mit Schotter bestärkt, aber trotzdem haben sich darin immer
wieder neue große Schlaglöcher aufgetan. So war eine
Kutschenfahrt auf dieser Strecke wahrlich kein Vergnügen!
Aber es geschehen noch Wunder in dieser verlassenen
Gegend. Und ein solches durften mein Mann und ich
nach vielen Jahren mit eigenen Augen erleben,
als wir in 2009 Straßenarbeiter am Werkeln sahen.
Sie asphaltierten gerade die Strecke vor der Eiche.
Mein Mann und ich konnten den Mund vor Staunen
gar nicht mehr zu kriegen!!
Auch alle Gassen in Eichenthal - die mittlere, die hintere
und die vordere, sowie die Kreuzgasse - wurden inzwischen
frisch asphaltiert. Mensch! Mensch!
Ich denke, da hat selbst die erfahrene Eiche die Luft angehalten
und sich gefragt: "Kommt das Glück wohl von der EU?"
Und jetzt glänzt die asphaltierte Straße nach dem Regen.
Das sieht zwar nicht mehr so romantisch aus wie zu alten
Zeiten, aber man könnte sich schon daran gewöhnen,
ist die Luft zum Atmen nun doch sauberer:
Diese Straße führte mich und meinen Mann nach unserem Kurzbesuch
wieder aus Eichenthal fort, Richtung Sakul - Nadlac - Augsburg.
Es ging zügiger als noch in 1960, bei meinem endgültigen
Abschied von Eichenthal, oder in 2005, als die Straße noch
verstaubt und voller Schlaglöcher war.
Und hier ein letzter Blick zurück auf die uralte Eiche:
Im Vorbeifahren fallen mir gleich einige Strophen aus der
schönen Eichenthaler "Hymne" ein. Dieses Heimatlied wurde
von unserem Eichenthaler Landsmann, Heinrich Schneider,
(*10.12.1923 - † 26.04.2000)
komponiert und getextet. Sein Sohn,
der Helmuth (*27.11.1952 - † 02.12.2015),
ging mit mir in die erste Klasse und er schrieb und sang,
genauso wie sein Vater, wunderschöne Lieder. Und hier
sind nur zwei Strophen der beliebten Eichenthaler
Hymne von Heinrich Schneider:
"Es steht 'ne Eiche am Dorfesrand
Sie war noch immer Symbol der Heimat
Sie blieb ganz einsam dort von vielen and'ren Eichen.
Ich möchte vor ihr stehen und meine Heimat seh'n.
Ein trautes Dörflein so wunderschön,
Es ist die Heimat, meine Heimat.
Denk oft zurück an meine Jugendjahre
Die ich hab dort verbracht,
dann Heimweh in mir erwacht."
Und so geht das Lied stimmungsvoll weiter.
Wie oft werden wir wohl noch vor der alten Eiche stehen?
Wie oft an ihr vorbeifahren?
Auf jeden Fall aber ganz oft an sie und das kleine Dorf
Eichenthal zurückdenken, das heute seinen klangvollen
Namen verloren hat und nur noch Salbagelu-Nou heißt.
Bevor ich jetzt ganz melancholisch werde,
schließe ich mal für heute, in der Hoffnung,
es geht Euch allen gut!
Auf Wiedersehen Eichenthal!
Annala aus Eichenthal,
heute am 3. Mai 2012
aktualisiert am: 2. Dezember 2013